Tech-Event: Mit Terabytes von Messdaten jonglieren
Die Strecken der SBB werden regelmässig mit Messfahrzeugen abgefahren, um den Zustand der Trassen zu erfassen. Dabei fallen täglich Terabytes von Messdaten aus verschiedenen Systemen an, die vereinheitlicht, auf ihre Konsistenz überprüft und so abgelegt werden, damit verschiedene Abnehmer:innen auf sie zugreifen können.
Mess- und Diagnosetechnik (MUD)
Die Fahrzeuge der SBB Mess- und Diagnosetechnik (MUD) kontrollieren regelmässig die Gleise und Fahrstromleitungen auf dem Schienennetz. Mit Beschleunigungs-, Lage- und Lasersensoren werden die Spurweite, Richtung und Verwindung der Gleisgeometrie gemessen. Gleichzeitig wird das Gleis mittels Ultraschall- und Wirbelstromprüfung auf Schienenfehler kontrolliert. Versteckte Risse treten dabei zu Tage. Aber nicht nur das Gleis, auch der Fahrdraht wird mit Sensoren und laserbasierten Systemen kontrolliert. Zusätzlich werden kontinuierlich Führerstands- und Oberleitungsvideos gefilmt, die später zur Analyse beigezogen werden können.
Bei jeder Messfahrt fallen Terabytes von Daten an, die gespeichert und dem genauen Ort auf dem entsprechenden Trassee zugeordnet werden. Für diese Positionierung werden GPS-Daten und die Informationen der überfahrenen Balisen herbeigezogen. Damit man auch Bereiche ohne GPS-Daten abdecken kann, werden zusätzlich die Informationen aus einer inertialen Messeinheit und Odometern verarbeitet.
Messdaten vereinheitlichen
Die Messdaten fallen von verschiedenen Systemen an und sind vorerst nicht einheitlich. Um sie für später aufzubereiten, werden sie vereinheitlicht, auf ihre Konsistenz geprüft und so abgelegt, dass man jederzeit zuordnen kann, für welches Gleis an welchem Ort der gemessene Wert gilt. Nach der Vereinheitlichung erfolgt die weitere Verarbeitung durch ein und dieselbe Tool-Chain, egal welches Messfahrzeug die Daten erhoben hat.
Digitale Plattform
Supercomputing Systems (SCS) hat für die SBB die digitale Plattform für die Messdaten entwickelt. Eine Herausforderung war, die Daten aus unterschiedlichen Systemen und proprietären Formaten zu vereinheitlichen und ins standardisierte Format der SBB zu konvertieren. Zudem fallen über längere Zeit kontinuierlich sehr grosse Datenmengen an, die verarbeitet und vor Ort im Messfahrzeug gespeichert werden. Zurück am Hauptstandort der Diagnosefahrzeuge werden die Daten auf die Server der SBB übertragen.
In der von SCS entwickelten Applikation können die Operateur:innen von SBB auf die Daten der Messfahrten zugreifen. Von SBB entwickelte Algorithmen durchsuchen die Daten nach auffälligen Stellen, die darauf von Spezialist:innen genau kontrolliert werden. Die Applikationen von SCS unterstützen die Operateur:innen von der Planung der Messfahrten, über die Durchführung, bis hin zur Auswertung und Gewinnung von relevanten Zustandsinformationen um die Sicherheit und Verfügbarkeit der Infrastruktur zu gewährleisten.
Im Anschluss an die Referate sind alle Teilnehmenden herzlich zum Apéro eingeladen. Der Anlass ist offen für alle Interessierten und wird auch online übertragen.
Sprecher
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Marcel Zurkirchen
Leiter Mess- und Diagnosetechnik bei SBB -
Patrik Wernli
Department Head im Bereich Software für Bahnanwendungen bei SCS -
Florentin Marty
Department Head Data Analytics und KI bei SCS